21.03.2014

27. Colin Murphy

Januarius Zick, Alte Frau mit Strickzeug, 1773, Öl auf Leinwand, 56,3 x 40 cm, Mittelrhein-Museum Koblenz

Johann Caspar Benedikt Beckenkamp, Der Hl. Gregor den Drachen tötend, um 1776, Öl auf Kupferblech, 25 x 18 cm, Mittelrhein-Museum Koblenz

Andries Both, Die Verspottung Christi, um 1630, Öl auf Holz, 30 x 39,5 cm, Mittelrhein-Museum Koblenz


Meine Idee 
Ich plane für Nexus II insgesamt drei raumgreifende Objekte aus gefaltetem Fotopapier. Die darauf auszumachenden Fotografien werden digital mittels eines Handys aufgenommen. Diese Bildmotive werden von drei Objekten aus der Sammlung, die mir als Vorbilder dienen, abgeleitet (siehe unten). Die gefalteten Papierflächen bilden rautenförmige Module, die spontan aneinander geheftet werden. Die voluminösen Körper mit einer netzwerkartigen Oberfläche aus lichtempfindlichen Materialien sind sinnliche Kompositionen mit  zerbrechlichen, fleischartigen Mänteln, die einen Raum definieren und auch tarnen. Meine Skulpturen und Gedichte evozieren höchst widersprüchliche Räume, voller Assoziationen und Rätsel – unruhige Figuren, die ihre eigene Identität in Frage stellen. 

Meine Vorbilderaus der MRM-Sammlung: 

Andries Both, Die Verspottung Christi – Januarius Zick, Alte Frau mit Strickzeug – Benedikt Beckenkamp, Der Hl. Gregor den Drachen tötend 

Boths raffiniert umgesetzter – räumlich greifbarer – Abgrenzung Christi in der Komposition ist die Trapezform eingeschrieben. Diese geometrische Form dient mir als Modul in meinen Objekten. Auch möchte ich den caravaggesken Ansatz des niederländischen Künstlers, fassbar in den starken Beleuchtungskontrasten, in meine Werke einfließen lassen.

Der zweideutige Blick von Zicks alter Frau mit Strickzeug lässt mich nicht mehr in Ruhe. Wer beobachtet wen? Und warum? Ich möchte die begrenzte Farbpallette und die psychologisch markante Bildsprache des Künstlers aufgreifen, indem ich meine eigenen Augen fotografiere und als Motiv verwende.

Der heilige Georg ist der patron saint of England – eine meiner Arbeiten wird George and the Dragon als Titel tragen. 

Sculpting with the camera after Hockney: Neue plastische Werke von Colin Murphy (GB)
Am Anfang der achtziger Jahre fing David Hockney an, mit der Kamera zu ‚zeichnen‘ – „drawing with a camera“ nennt er das. Ein graphischer Prozess zwischen Zeichnung und Kompositfotografie , in dem der Künstler den Wahrnehmungsprozess zum Bildthema macht und Zitate als bildstrategisches Moment nutzt. Hockney setzte sich hauptsächlich mit der Linie auseinander. Seine zusammengesetzten Polaroids bilden ein geometrisches Raster, in dem Figur und Raum zerlegt werden. Das Auge stößt immer wieder auf die Begrenzung und nimmt jedes einzelne Foto als eigenständiges bildnerisches Element wahr. Ganz bewusst irritiert er den Betrachter mit proportionalen Missverhältnissen, hervorgerufen durch unterschiedliche Entfernungen und Perspektiven der Kamera.
Meine neue Werkreihe widmet sich Hockney´s „drawing with a camera“-Prinzip. Ich möchte es erweitern und einbetten in einen zeitgenössischen Kontext, indem ich mit gedruckten Bildern unseres sogenannten ‚digitalen Zeitalters‘ in den Raum (ein)greife: I want to sculpt with a digital camera! 


Die aktuelle Reihe beschäftigt sich mit Dekonstruktion und Rekonstruktion von Bildern. Kuriose, modulartige Formen entstehen, deren Oberflächen aus miteinander vernetzten Fotografien zusammengesetzt sind…


"Work in progress" - Atelier Colin Murphy: